Zirkulär und digital Planen für die Biennale di Venezia

BIM und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand, wie der Deutsche Pavillon auf der Biennale Architettura 2023 mit dem Titel „Wegen Umbau geöffnet“ beweist

Bild: ARCH+/SUMMACUMFEMMER/Büro Juliane Greb

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft, recycelte Baustoffe statt überfüllter Mülldeponien, Umnutzung statt Rückbau. Dieser Vision folgt der Deutsche Pavillon auf der Biennale di Venezia 2023. Vom 20. Mai bis zum 26. November können Besucher den Beitrag der Bundesrepublik zur Architekturausstellung mit dem klangvollen Namen „Wegen Umbau geöffnet“ bestaunen.

Emission von Treibhausgasen und Verbrauch von Ressourcen

Die Baubranche zählt weltweit zu den größten CO2-Emittenten und verbraucht viele Ressourcen. Deshalb ist es besonders bei temporären Gebäuden, wie beispielsweise einem Ausstellungsstück der Biennale, wichtig, Materialien behutsam abzubauen, zu reparieren und sie anschließend an einem anderen Einsatzort wiederzuverwenden.

Aus diesem Grund verwendet das kuratorische Team ARCH+/SUMMACUMFEMMER/Büro Juliane Greb im Deutschen Pavillon 2023 Baumaterialien aus Länderpavillons der Biennale von 2022. Auf diese Weise dient die Ausstellung des vergangenen Jahres gewissermaßen als Materiallager. Doch um aus den alten und nicht länger benötigten Elementen ein gänzlich neues Bauwerk zu erschaffen, bedarf es einer vorausschauenden Vorbereitung: Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Digitalisierung.

Digitaler Gebäudezwilling

In Zusammenarbeit mit der venezianischen Initiative Rebiennale/R3B entsteht ein Digitaler Zwilling des Deutschen Pavillons. Das digitale Abbild bildet den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ab und hilft bei dessen Planung, Bau, Betrieb und Rückbau. Der Digitale Zwilling katalogisiert alle verbauten Materialien und umfasst alle relevanten Daten zu den einzelnen Baukomponenten.

Doch all diese Informationen müssen zunächst einmal zusammengetragen werden. Bei einem herkömmlichen Neubau können Planer mit den BIM-fähigen Datensätzen von Bauteilen auf 3Dfindit arbeiten. Da sie die 3D-Modelle dort in über 100 verschiedenen Dateiformaten herunterladen können, eignen sie sich für alle gängigen CAD- und BIM-Softwares, sodass alle Gewerke am Digitalen Gebäudezwilling arbeiten können.

Sonderfall Kreislaufwirtschaft

Im Fall des Deutschen Pavillons auf der Biennale di Venezia 2023 verwendete das Planungsteam jedoch keine neuen Baustoffe, sondern nutzte gebrauchte Materialien. Daher mussten zunächst die Bestandsgebäude der vergangenen Architekturausstellung inventarisiert werden. Mithilfe der Plattform Concular ist deshalb eine digitale Materialdatenbank entstanden. Sie erfasst alles, was zurückgebaut und recycelt wurde und für den Bau des neuen Länderpavillons zur Verfügung stand: Anhand der Datenbank glichen die Planer ihren Bedarf mit dem Angebot ab, um Baustoffe gezielt wiederzuverwenden. So konnten sie einen möglichst ressourcenschonenden Entwurf erarbeiten und der deutsche Beitrag zur Biennale di Venezia ist „Wegen Umbau geöffnet“.

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